In der adelig-bürgerlichen Familie von Braunendal aufgewachsen, durfte Kautsch bereits medizinische Vorlesungen besuchen und in Museumsbibliotheken studieren, als Frauen ein Studium noch gar nicht möglich war. Mit ihrem zweiten Mann, dem Sparkassendirektor Jakob Kautsch, übersiedelte sie 1875 nach Steyr, wo die beiden sich um die Sammlung volkskundlicher Gegenstände aus Steyr und Umgebung engagierten. Sie entdeckte mehrere archäologische Funde, setzte sich für die Erhaltung der Burg Losenstein ein, war Mitorganisatorin einer Ausstellung von Beleuchtungsgegenständen (1901) und veröffentlichte wissenschaftliche Artikel. Kautsch setzte sich über damalige gesellschaftliche Konventionen hinweg, indem sie sich beim Radfahren, Biertrinken und in nicht standesgemäßer Kleidung zeigte und ohne ihren Ehemann Reisen unternahm, u.a. eine Pilgerfahrt ins Heilige Land (1910).
Die gemeinsame Sammlung des Ehepaars Kautsch bildete den Grundstein für das heutige Stadtmuseum Steyr, das 1895 als kleine Ausstellung im Rathaus gegründet wurde. Nachdem das Museum in den Innerberger Stadel am Grünmarkt gezogen war, wurde Jakob Kautsch zum Direktor ernannt. Marianne fungierte im Hintergrund, ordnete und inventarisierte die umfangreiche Sammlung. Der Dank für diese großartige Leistung blieb weitgehend aus, während ihr Mann mehrfach öffentlich geehrt wurde. 1919 starb die Gründerin des Stadtmuseums in Steyr.